Die wundersame Verwandlung der Arbeiterklasse in Ausländer

Dokumentarfilm, 129 min Schweiz 2025

Trailer

Filmstills

Samir im Gespräch

Auszüge aus einem Interview von Teresa Vena, Filmbulletin

Woher kam die Motivation, diesen Film gerade jetzt zu machen?

S: Da ich als Kind selbst einmal in dieses Land eingewandert bin, waren mir migrantische Menschen und ihre Geschichten schon immer nahe. Und ich befinde mich jetzt in einem Alter, in dem man zurückschaut und versuchen will, zu verstehen, was war. Dazu kommt, dass ich in einem proletarischen Umfeld aufwuchs und dadurch schon immer mit italienischen Arbeitern und Arbeiterinnen zusammenlebte. Und weil ich in meiner Jugend selber Gewerkschaftsaktivist war, beschäftigte mich der Niedergang der sogenannten Arbeiterbewegung schon lange. Daraus entstand die Dringlichkeit, Wissen und Erfahrung festzuhalten, die verloren zu gehen drohen.

Neben der Erzählerstimme nutzen Sie insbesondere die Animationssequenzen als Stilmittel für Ihre autobiografischen Elemente. Wie kam es dazu?

S: Das klassische Problem beim Dokumentarfilm: Von dramatischen Momenten – die wichtig sind, um (eine) Geschichte emotional zu erzählen – gibt es meist keine Aufnahmen. Da nützen auch private Fotos mit Erzählstimme nicht viel. Zum Beispiel in der Szene, als ich hilflos beobachtete, wie Schulkinder meiner Primarschule einen sizilianischen Jungen brutal zusammenschlugen. Dies mit jungen Menschen nachzustellen, lag mir nicht. Da ich mich schon immer mit den neusten Technologien beschäftigt hatte, kam mir die Idee mithilfe von Game-Tools und AI, einen Avatar meine Erinnerungen nachstellen zu lassen.

Könnten Sie das ästhetische Konzept des Films beschreiben?

S: Es ging ja darum, warum macht jemand aus Bagdad einen Film über die italienische Migration? Dafür benutzten wir die Animationen als roten Faden. Dem Archivmaterial wollte ich einen Bezug zur Gegenwart entgegensetzen. So gab es den schönen Zufall, dass bei den Dreharbeiten in Biel zur selben Zeit die alten Baracken von einem Kollektiv besetzt wurden. So konnten wir mit ihnen reden, weshalb die Kochplatten der ehemaligen Saisonier-Arbeiter, immer noch erhalten sind. Und als ehemaliger Typograf benutzte ich Schriften, um den Film mithilfe von animierten Kapiteln thematisch zu strukturieren.

Mitarbeiter:innen

Director
Samir
Producer
Levin Vieth, Dschoint Ventschr Filmproduktion, CH
Coproducer
Gianfilippo Pedote, CDV – Casa delle Visioni, IT
Editor
Enrico Fröhlich
Director of Photography
Natascha Vavrina
Eleonora Contessi
Sounddesign and original Soundtrack
Massimo Mariani
Virtual Production Animator
Blindflug
Animator
Frédéric Hein